Das Auto als Statussysmbol

Hat das Auto seine Rolle als Statussymbol verloren?

Wenn man Zeitungs- und Zeitschriften in ihren Berichten folgt, erweckt das den Eindruck, als ob das Auto seine Rolle als Statussysmbol verloren hat. Ist das wirklich so? Welche Bedeutung hat das für die Gewinnung neuer Kunden für Status-Limousinen und Status-freie-Automobile? Gibt es überhaupt statusfreie Autos? Meine Sichtweise ist: Es ist richtig, dass sich die Rolle des Autos verändert hat. Die Rolle als Statussymbol hat das Auto noch lange nicht verloren: Es gibt lediglich eine eindimensionale Verschiebung von oben nach unten in der Rolle als Statussymbol. Die Statusrolle von unten nach oben ist nach wie vor lebendig und präsent.

bentley-gt-speedSeitdem der Papst mit einem R 4 vorgefahren ist, ist die eindimensionale Verschiebung der Rolle als Statussymbol eindrucksvoll belegt. Zuvor haben das schon viele Reiche und einflussreiche Unternehmer vorgemacht. Viele Unternehmer verzichten seit Jahren schon auf teuere Autos entweder um Mitarbeitern ein klares Kostenbewusstsein vorzuleben, aus Angst vor Sozialneid oder bei manchen Superreichen aus Angst davor, als Superreicher erkannt und entführt zu werden. Wirklich Mächtige und Vermögende – echte Statusinhaber – brauchen keine Autos als Statussymbole mehr. Skoda hat den Verzicht auf das Auto als Statussymbol thematisiert. Es ist aber ein großer Unterschied, ob Statusinhaber von sich aus auf ein Statussymbol verzichten oder ob das Auto insgesamt seine Rolle als Statussymbol verloren hat. Wenn das Auto kein Statussymbol mehr wäre, dann wäre der Verzicht darauf keine Silbe und kein Foto in der Presse wert. Nach wie vor gibt es die Rangordnungen in den Fuhrparks von Unternehmen und genaue Regeln, wer welches Auto fahren darf und wer nicht. Das hat nichts mit Kosten zu tun, sondern rein mit Prestigefaktoren, mit Emotionen, mit Wertvorstellungen. Hätte das Auto seine Rolle als Statussymbol wirklich verloren, dann wäre es überhaupt kein Problem, wenn ein erfolgreicher Verkäufer mit einem größeren Auto neben seinem Chef vor der Hauptverwaltung parken würde oder ein erfolgreicher Lieferant mit seinem Bentley vorfährt. Das ist die wahre Status-Nagelprobe. Diesen Status-Symbolwert und das Statusstreben von unten nach oben mit einem Nobel-Auto gibt es nach wie vor.

Fazit: Das Auto ist ein Beispiel für den Wertewandel. Viele verzichten auf ein Statussymbol, weil sie kein Symbol mehr für den eigenen wahren Status brauchen oder weil wegen der Vielzahl existierender Modelle und Variationen es schwer geworden ist, sich mit einem Auto wirklich zu unterscheiden. Es zeigt aber auch, wie stark hierarchisches Denken die Entfaltungsmöglichkeiten von Mitarbeitern einschränkt. Vielleicht ist diese Einschränkung aber auch ganz förderlich für die Eigenmotivation, diese äusserlichen Beschränkungen zu überwinden und sich innerlich von äusserlichen Einschränkungen frei zu machen. Dann hat das Auto wirklich seine Statusrolle verloren. Bis es aber soweit in unserer Gesellschaft ist, fliesst noch sehr sehr viel Wasser den Rhein und die Donau hinab.

1 Kommentar
  1. Kaufkräftige Chinesen bevorzugen heute große Autos (z.B. Bentley oder Maybach),weil so ein Fahrzeug mehr Status verspricht als etwa eine gut ausgestattete Wohnung (s. Handelsblatt 22.4.2014, S. 20). Natürlich fahren auch Deutsche gerne geräumige und schöne Autos. Beispielsweise junge, urbane Mütter bewegen ihren Nachwuchs auffallend häufig in SUVs – wohl auch wegen der zusätzlichen Sicherheit.
    Erfolgsorientierte Männer ab 20 Jahren haben heute nach meiner Wahrnehmung tatsächlich mehrere Statussymbole: ein aktuelles Smart-Phone, längere Übersee-Reisen, tolle Sportausrüstung und Markenmode. Das Auto, das praktisch nie fabrikneu gekauft wird (das machen nur Senioren jenseits 55), kann Eigentum sein, nur geleast oder sogar per car-sharing genutzt werden.
    Ja, die Bedeutung des gewählten Fortbewegungsmittels wandelt sich laufend. Wer hätte aktuell an den Zulauf bei den Fernbussen geglaubt oder die Bedeutungslosigkeit eines Mopeds für 16-jährige?
    Tempora mutantur – und wir mit ihnen!

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